Assoziiertes Projekt – Die Institutionalisierungstendenzen im Principat des Tiberius

© Hervé Simon (CC BY-SA 2.0, https://www.flickr.com/photos/125601701@N03/16621667230/)

Die Stabilität des römischen Principats beruhte wie kaum eine andere Herrschaftsform auf Ritualen der Nähe und Akzeptanz durch Anwesenheit; doch bereits der Principat des Tiberius stellte mit seiner jahrelangen, durchgehenden Abwesenheit des Herrschers aus Rom diese vermeintliche Regel auf die Probe. Diese vieldiskutierte Absenz ist in meinen Augen nur eine in einer Reihe von Bestrebungen des Tiberius, die Rolle des Princeps zu institutionalisieren, wobei ich damit nicht die Etablierung eines ‚Amtes‘ meine; vielmehr stehen gemäß der Definitionen von Berger/Luckmann und Rehberg die Normierung von Praktiken und Handlungsordnungen im Vordergrund.

Ich untersuche diese Institutionalisierungstendenzen in unterschiedlichen Feldern, wie etwa der Ablehnung von Ehrentiteln und Herrscherkult, Freundschaftsbeziehungen und den maiestas-Prozessen, um anschließend ein Deutungsangebot für die Abwesenheit des Tiberius als eine räumliche Umsetzung dieser Tendenzen zu erstellen. So erkläre ich Tiberius’ Fortgang nach Capri als Experiment, um die Rolle des Princeps weiter zu festigen, indem Tiberius sich der problembehafteten Interaktion besonders mit der Aristokratie entzog und stattdessen auf entpersonalisierte Kommunikation via Brief setzte.

Bearbeitung: Christin Wagner

Forschungsschwerpunkte:

  • Frühe Römische Kaiserzeit
  • Körpergeschichte
  • Numismatik
  • Mathematikgeschichte
  • Forschung mit Egodokumenten