Forschung zur Geschichte Afrikas

Das vorrangige Interesse der in Hannover betriebenen Forschung zur Geschichte Afrikas gilt den politischen, sozialen und kulturellen Parametern und Ausdrucksformen der afrikanischen Moderne, die sich im Geflecht dieser ungleichen, aber wechselseitigen Beziehungen in der atlantischen und (post)kolonialen Ära herausgebildet haben. Zeitlich stehen die Paradigmenwechsel und Epochenbrüche des „langen“ 19. und „kurzen“ 20. Jahrhunderts im Vordergrund; räumlich rücken vor allem Regionen im Westen (Senegambien, Mali, Burkina Faso, Ghana, Sierra Leone, Liberia) und Osten (Tansania, Kenia) in den Blick. Thematische Schwerpunkte sind politische und soziale Restrukturierungsprozesse (Territorialisierung, Grenz- und Gewaltregime, Ethnisierung, religiöser Wandel), die Veränderung von Produktionsweisen, Siedlungsformen und Mobilitätsstrukturen (Marktwirtschaft, Urbanisierung, Migration), Differenzierung und Individualisierung (Geschlechter-, Familien- und Generationsbeziehungen) sowie Selbst- und Weltsichten (Wissens- und Glaubenssysteme, Kulturpraktiken).

Aktuelle Forschungsprojekte

  • Ansichten aus Deutsch-Ostafrika
    „Ansichten aus Deutsch-Ostafrika“ ist ein deutsch-tansanisches Lehrforschungs- und Ausstellungsprojekt in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesmuseum Hannover und dem College of Humanities an der University of Dar es Salaam (UDSM). Dieses Projekt befindet sich z.Zt. noch in der Planungsphase.
    Jahr: 2023
  • Ethnografische und anthropologische Kriegsbeute aus militärischen Expeditionen in Deutsch-Ostafrika als Sammlungsgut für deutsche Museen
    Im Rahmen des Forschungsprojekts wird ethnografische und anthropologische Kriegsbeute aus Deutsch-Ostafrika als strukturelles Phänomen kolonialmilitärischer Handlungen und Sammlungsgut für deutsche ethnologische Museen untersucht. Das Projekt beinhaltet eine historiografische Grundlagen- und Kontextforschung zu militärisch bedingten Plünderungen von kulturellen Objekten und menschlichen Überresten anhand einer repräsentativen Auswahl kolonialer Militäroperationen.
    Leitung: Prof. Dr. Brigitte Reinwald
    Team: Eva Künkler, M.A.
    Jahr: 2022
    Förderung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK) Magdeburg
  • Koloniale Spuren in Hannover: Web-Relaunch und Ausstellung
    Bereits im Jahr 2003 veröffentlichte das Historische Seminar der LUH die Website „Koloniale Spuren in Hannover.“ Aus einem studentischen Lehrforschungsprojekt hervorgegangen, informierte sie über die lokalgeschichtlichen Verflechtungen mit der deutschen Kolonialgeschichte und hat seither anhaltend große öffentliche Resonanz gefunden. Das Lehrforschungsprojekt widmet sich nun der Aktualisierung und Erweiterung der Website. Die Themen werden im Rahmen von Projektseminaren konzipiert und implementiert.
    Leitung: Prof. Dr. Brigitte Reinwald und Jana Otto, M.A.
    Jahr: 2022
  • Internationale Summerschool: "Anthropology and Contemporary Visual Arts From the Black Atlantic" (2019-2021)
    Geplant als Serie von drei Summer Schools (Dakar, Senegal, im März 2019; die Termine in Hannover, Deutschland, im April 2020, und Salvador de Bahia, Brasilien, im Juni 2021 wurden aufgrund der Covid-Pandemie verschoben) nimmt das Projekt zeitgenössische bildende Kunst aus Afrika sowie der amerikanischen und europäischen Diaspora in den Blick.
    Leitung: Prof. Dr. Brigitte Reinwald in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kerstin Pinther (Universität Regensburg) & Prof. Dr. Christoph Singler (Université Bourgogne-Franche-Comté, Besançon, Frankreich, bis 2019).
    Team: Dr. El Hadji Malick Ndiaye (Institut Fondamental d'Afrique Noire, Université Cheikh Anta Diop & Musée de l'Art Africain, Dakar/ Senegal); Dr. Sterlin Ulysse (IERAH/ISERSS, Port-au-Prince/ Haiti); Dr. Romuald Tchibozo, (FASH/ Département d'Histoire et d'Ar
    Jahr: 2019
    Förderung: VolkswagenStiftung
  • Knowledge for Tomorrow
    Seit 2013 betreut und koordiniert Prof. Dr. Reinwald die interdisziplinäre Förderinitiative der VolkswagenStiftung Knowledge for Tomorrow. Post-doctoral Fellowships in the Humanities in Sub-Saharan and North Africa. Dieses Programm fördert hochrangige Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen auf dem Weg zur Universitätsprofessur und unterstützt sie beim Aufbau internationaler Kooperationen, akademischer Netzwerke sowie der Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses – ein Beitrag zum capacity building an afrikanischen Universitäten.
    Leitung: Prof. Dr. Brigitte Reinwald, Afrikanische Geschichte, Historisches Seminar
    Team: Rahel Kühne-Thies, M.A., Afrikanische Geschichte, Historisches Seminar und Petra Rothenhäuser, Verwaltung, Historisches Seminar
    Jahr: 2013
    Förderung: VolkswagenStiftung

Abgeschlossene Forschungsprojekte

  • Symposium „Dealing with Violence - Resolving Conflicts in Africa, Latin America and the Caribbean“
    Der Einsatz von Gewalt als Machtressource, als Mittel zur Eindämmung sozialer Krisen oder zur Austragung binnen- und zwischengesellschaftlicher Konflikte hat in unterschiedlichen Formen auch politische Ordnungen und gesellschaftliche Systeme in Afrika, Lateinamerika und der Karibik durchzogen, und dies nicht erst seit dem Beginn der europäischen Expansion.
    Leitung: Prof. Dr. Brigitte Reinwald, Prof. Dr. Christine Hatzky, (Lateinamerikanische Geschichte, Historisches Seminar), Prof. Dr. Wolfgang Gabbert (Kulturanthropologie/Soziologie, Institut für Soziologie)
    Jahr: 2022
    Förderung: VolkswagenStiftung
  • PAESE - Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen
    Das Verbundforschungsprojekt PAESE, basiert auf einer engen Kooperation der Uni­versitäten in Hannover, Göttingen und Oldenburg mit verschiedenen niedersächsischen Museen (Hannover, Hildesheim, Göttingen, Braunschweig & Oldenburg). Durch die gemeinsame Erforschung der dortigen außereuropäischen ethnologischen Sammlungen mit Forscher*innen und Museumsvertreter*innen der verschiedenen Herkunftsregionen (Namibia, Kamerun, Tansania, Zentralaustralien & Papua-Neuguinea) trägt das Projekt systematisch zum internationalen Wissenstransfer zwischen Universitäten und Museen bei.
    Leitung: Prof. Dr. Reinwald
    Jahr: 2018
    Laufzeit: 2018-2022
  • Indischer Ozean - Raum als Bewegung
    Das Gruppenforschungsprojekt wurde am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Moderner Orient in Berlin (heute Leibniz Zentrum Moderner Orient) von 2000-2003 unter der Projektleitung von Dr. Brigitte Reinwald & PD Dr. Jan-Georg Deutsch (†) durchgeführt. 'Indian Ocean - Space on the Move' attempts to unravel the complex heterogeneity of the societies on the Indian Ocean rim which have been profoundly affected by the long-term exchange of people, goods, and ideas via the seaways that engendered translocal processes of accommodation and interaction, as well as of conflict and dislocation. Concentrating on the western part of the Greater Indian Ocean, the project focuses on the making (and unmaking) of historical and symbolic spaces and the multiple patterns of social interaction that have evolved in the interstices of land and sea, thus favouring an analytical approach that assumes the existence of historically changing frames of reference. In the case of the Indian Ocean these frames were shaped - inter alia - by shipping routes, 'maritime traffic rhythms', and migration movements within which the coastal towns and villages of the Indian Ocean rim and its islands emerged as nodal points of social, cultural and symbolic contact and communication. The five researchers working within the wider project examine working patterns and networks of maritime labourers (Ahuja), social biographies (Deutsch), diasporic family histories (Hartwig), perceptions and constructions of ethnic and cultural difference (Bromber), and the processing and representation of intercultural relations in the pictographic media (Reinwald).
    Leitung: Dr. Brigitte Reinwald & PD Dr. Jan-Georg Deutsch (†)
    Jahr: 2003
    Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
    Laufzeit: 2000-2003
  • Akteure des Wandels. Konflikt und Synthese orientalischer und okzidentaler Kulturen in Lebensläufen und Gruppenbildern
    Das Gruppenforschungsprojekt war Teil des Forschungsprogramms „Abgrenzung und Aneignung in der Globalisierung” und wurde am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Moderner Orient in Berlin (heute Leibniz Zentrum Moderner Orient) von 1998-2000 unter der Projektleitung von Dr. Heike Liebau und Dr. Katja Füllberg-Stolberg durchgeführt. Die sieben Teilprojekte befassten sich mit Personen und Gruppen in ausgewählten Regionen Asiens und Afrikas, die im Zeitraum vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts als "Akteure des Wandels" an den Schnittflächen von Kulturen gewirkt haben. Als Konvertiten und Missionare, bürokratische und politische Eliten, Bauernführer, Kriegsveteranen und islamische Gruppen bewegten sie sich im Spannungsfeld von indigenen Traditionen, westlicher Modernisierung, kapitalistischer Entwicklung und Kolonialherrschaft.
    Leitung: Dr. Heike Liebau und Dr. Katja Füllberg-Stolberg
    Jahr: 2000
    Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
    Laufzeit: 1998-2000

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