Familiale Memoria als Konkurrenzressource im Römischen Principat

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Zu Beginn des römischen Principates existierten noch immer einige senatorische Familien, die die Zeit der Bürgerkriege überlebt hatten und eine beachtliche Anzahl an berühmten oder zumindest politisch erfolgreichen Vorfahren vorweisen konnten. So konnte zum Beispiel Iunia, die Schwester des Brutus und Ehefrau des Cassius, bei ihrem Begräbnis 22 n. Chr. die imagines von 20 berühmten gentes vorzeigen lassen; die Calpurnii Pisones und die Licinii Crassi hingegen konnten ihre Abstammung gar auf zwei Triumvirn, M. Licinius Crassus und Cn. Pompeius Magnus, zurückführen. Doch diese Abstammung wurde ihnen zuweilen zum Verhängnis, denn immer wieder wurden einzelne Mitglieder dieser Familien der Verschwörung verdächtigt und fielen maiestas-Prozessen oder Anschlägen zum Opfer.

In meinem Promotionsprojekt möchte ich mich daher mit der Frage befassen, inwieweit senatorische Eliten des Principates familiale Memorialpraktiken, die im Kern eher aristokratischen Bedürfnissen der Republik dienten, weiterhin nutzen konnten, um aus der Menge ihrer Standesgenossen herauszustechen. Zu diesen Praktiken zählen beispielsweise gängige, wie die laudatio und die pompa funebris, aber auch (dynastische) Namen oder Dichtung, mithilfe derer das Gedächtnis an die eigene Familie bewahrt werden sollte. Dabei möchte ich auch einen besonderen Fokus auf die Frage legen, inwiefern die Ressource der ‚(ehrwürdigen) Familie‘ im Principat ausreichte, um eine Bedrohung für den Princeps darzustellen, und wie sich dies mit dem voranschreitenden Aussterben republikanischer gentes und der sich wandelnden Rolle des Senatorenstandes veränderte.

Bearbeitung: Alexander Berg

Forschungsschwerpunkte:

  • Frühe römische Kaiserzeit
  • Römische Senatsaristokratie
  • Sozialgeschichte der griechisch-römischen Welt
  • Ptolemäisches Ägypten
  • Geschichte des späten Hellenismus