Forschungsprojekte
Dissertation: Fachkräfte für die Entwicklung. Fortbildungskooperationen zwischen Ghana und den beiden deutschen Staaten, 1956-1976.
publiziert am 05.12.2022 (Open Access): https://doi.org/10.1515/9783110969016.
Als im Verlauf der 1950er und 1960er Jahre eine wachsende Zahl afrikanischer Staaten die Unabhängigkeit erlangte, nahm auch die Bildungs- und Ausbildungsmigration in den globalen Norden zu. Der Bildungsaufenthalt im Ausland entwickelte sich von einem Elitephänomen zu einem Karriereweg, den eine größere Zahl (angehender) Student*innen und Fachkräfte mithilfe von Stipendien einschlagen konnte. Denn sowohl kapitalistische als auch sozialistische Staaten begannen, Fortbildungs- und Studienaufenthalte afrikanischer Bürger*innen im Rahmen ihrer jeweiligen Entwicklungspolitik zu fördern. Beide Blöcke versuchten so, die jungen postkolonialen Staaten im Kalten Krieg an sich zu binden.
Die Dissertation untersucht die Fortbildungskooperation zwischen Ghana und den beiden deutschen Staaten auf der Grundlage von Archivquellen aus allen drei Untersuchungsländern. Dabei konzentriert sie sich auf den Bereich der berufspraktischen Schulungen, der von der Forschung bislang weitestgehend vernachlässigt wurde, obwohl gerade Fachkräfte mit praktische Fähigkeiten von zeitgenössischen Akteuren als wesentliche Voraussetzung für die angestrebte Industrialisierung des afrikanischen Kontinents angesehen wurden.
Die Studie analysiert drei verschiedene Ebenen der Fortbildungen: Erstens untersucht sie die jeweilige entwicklungspolitische Konzeption der sogenannten Praktikantenprogramme in Ghana, der BRD und der DDR. Zweitens betrachtet sie, wie sich die bilateralen Kooperationen vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts und der je eigenen nationalen Herausforderungen gestalteten. Und drittens nimmt sie die Interaktionen zwischen den teilnehmenden Fachkräften und den deutschen Institutionen in den Blick. Dabei berücksichtigt die geschichtswissenschaftliche Studie systematisch die ghanaischen Interessen, Zielsetzungen und Zwänge und ermöglicht so eine transnationale Perspektive auf die Geschichte der Entwicklungspolitik.
Betreuerinnen: Prof. Dr. Birthe Kundrus (Universität Hamburg) / Prof. Dr. Brigitte Reinwald (Zweitbetreuung)
Leitung des studentischen Forschungsprojekts: Koloniale Spuren in Hannover. Website und Ausstellung
zusammen mit Prof. Dr. Brigitte Reinwald
Bereits im Jahr 2003 veröffentlichte das Historische Seminar der LUH die Website „Koloniale Spuren in Hannover.“ Aus einem studentischen Lehrforschungsprojekt hervorgegangen, informierte sie über die lokalgeschichtlichen Verflechtungen mit der deutschen Kolonialgeschichte und hat seither anhaltend große öffentliche Resonanz gefunden.
Das Lehrforschungsprojekt widmet sich seit 2020 der Aktualisierung und Erweiterung der Website. Die Themen werden im Rahmen von Projektseminaren konzipiert und implementiert. In Kooperation mit verschiedenen lokalen Partnern (u.a. Zeitzentrum Zivilcourage und der Abteilung Ethnologische Sammlungen am Niedersächsischen Landesmuseum, Hannover) sollen die studentischen Arbeitsergebnisse im Jahr 2023 darüber hinaus in einer Ausstellung aber auch durch zugängliche Publikationen von themenspezifischen Masterarbeiten der hannoverschen Stadtgesellschaft nähergebracht werden.
https://www.ceags.uni-hannover.de/de/kooperationen-und-projekte/koloniale-spuren-in-hannover/