Die Geschichte Lateinamerikas und der Karibik ist Teil des atlantischen Schwerpunkts des Historischen Seminars und arbeitet deshalb eng mit der Afrikanischen Geschichte, der Geschichte des Mittelalters, der Frühen Neuzeit und der Europäischen Neuzeit- bzw. Zeitgeschichte zusammen. Methodisch reicht die Spannweite von kulturhistorischen Transformations- und Transkulturationsmodellen, Oral History, Gender- und Biografieforschung, diskursanalytischen sowie mikro- und makrogeschichtlichen, sozialhistorischen Ansätzen. Die Entstehung von Geschichtsbewusstsein sowie die Fragen nach Erinnerungsorten und Symbolen stellen den Bezug zur Gegenwart her.
Die Forschungen zur Geschichte Lateinamerikas und der Karibik finden auch im Rahmen des Centre for Atlantic and Global Studies (CAGS) statt, einem interdisziplinären Forschungs- und Studienzentrum der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover. Der regionale Fokus des CAGS ist der atlantische Raum, d.h. Lateinamerika und die Karibik, Afrika, Europa und Nordamerika. Im CAGS forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fächern Geschichte, Soziologie/Kulturanthropologie, Anglistik/Amerikanistik, Hispanistik/Romanistik und Religionswissenschaft und betreiben gemeinsam den interdisziplinären und forschungsorientierten Masterstudiengang "Atlantic Studies". Das besondere Augenmerk der Forschungen liegt auf der Geschichte der Beziehungen zwischen Nord und Süd, den Verflechtungen innerhalb des globalen Südens und dem Atlantik als Schnittpunkt und Kontaktzone zwischen Afrika, Europa und den Amerikas. Das CAGS versteht den Atlantik als einen ‚offenen‘ Raum, ein Soziotop und regionaler Ausgangspunkt mit mannigfaltigen Verbindungen zu anderen Regionen der Erde. Seit dem 15. Jahrhundert wird dieser Raum durch den Austausch von und zwischen Menschen, Waren, kulturellen Praktiken, Wissen und Ideen geformt und ist damit Teil jener weltumspannenden Prozesse von Auseinandersetzung und Wandel, die heute als Globalisierung bezeichnet werden.
Aktuelle Forschungsprojekte
Maria Sibylla Merian International Centre for Advanced Studies in the Humanities and Social Sciences - Center for Advanced Latin American Studies (CALAS) 2019-2025.
“Coping with Crises”. Wie lösen Gesellschaften in Lateinamerika Krisen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Center for Advanced Latin American Studies (CALAS), das seit 2017 mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit Hauptsitz in Guadalajara/Mexiko, aufgebaut wird. Nach erfolgreicher Evaluation und der Bewilligung von weiteren 12 Mio. € ist das Projekt in seiner Hauptphase (2019-2025). Es handelt sich um das umfangreichste Forschungsprojekt zu Lateinamerika, das bisher mit Bundesmitteln gefördert wurde.
Projektleiter*innen sind auf deutscher Seite Prof. Dr. Christine Hatzky vom Centre for Atlantic and Global Studies (CAGS) dieses von der Universität Bielefeld (Prof. Dr. Olaf Kaltmeier) Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt (Universität Kassel), sowie und Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena koordinierten Verbundprojekts. CALAS setzt als internationaler und interdisziplinärer Leuchtturm neue Akzente in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung in Lateinamerika, wird Spitzenforschung fördern und lateinamerikanische und deutsche Wissenschaftler*innen dauerhaft vernetzen. Ziel ist es, nicht über Lateinamerikaner*innen zu forschen, sondern mit ihnen auf wissenschaftlichem Spitzenniveau neue – auch transregionale wissenschaftliche – Ansätze für Problemlösungen in der Praxis zu erarbeiten.
Im Mai 2019 startete die erste Forschungslinie, die Übergänge von Gewalt und Frieden in Lateinamerika erforscht. Projektleiter*innen sind Prof. Dr. Christine Hatzky, Prof. Dr. Joachim Michael (Universität Bielefeld), und Prof. Dr. David Díaz und Prof. Dr. Werner Mackenbach, beide von der Universität Costa Rica (UCR). Die Einrichtung des CALAS-Merian Zentrums in Guadalajara durch die vier deutschen Projektträger erfolgt in enger Vernetzung mit den CALAS-Regionalzentren in San José/Costa Rica, Buenos Aires/Argentinien und Quito/Ecuador. Die Vertreter*innen der Leibniz Universität Hannover bilden zusammen mit den Kolleg*innen der UCR das Regionalzentrum „Zentralamerika und Karibik“. Mit dieser dezentralen Konstellation soll CALAS auf ganz Lateinamerika ausstrahlen.
EU-Projekt “ConnecCaribbean” RISE / Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) der Förderlinie Horizon 2020 (2019-2023) - ConnecCaribbean/Connected Worlds: The Caribbean, Origin of the Modern World – Vernetzte Welten: Die Karibik, Ursprung der modernen Welt
Prof. Dr. Christine Hatzky als Projektleiterin ist gemeinsam mit PD Dr. Ulrike Schmieder (Historisches Seminar) und Natscha Rempel M.A. (Romanisches Seminar) am internationalen und interdisziplinären Verbundprojekt „ConnecCaribbean“ beteiligt. Seit dem 01.01.2019 wird es für vier Jahre mit 1,9 Mio. Euro gefördert. Der Titel „Connected Worlds: The Caribbean, Origin of the Modern World“ verweist auf die Karibik als zentralen geopolitischen Raum, der innerhalb der atlantischen Welt aber auch darüber hinaus auf vielfältige Weise vernetzt ist. Mit einem interdisziplinären und transregionalen Ansatz behandeln sie Themen, die die atlantische Welt seit 1492 prägten und die Region bis heute als Schnittstelle unterschiedlicher Welten begreifen. Durch vielfältige Aktivitäten und Gastaufenthalte bietet das Projekt die Möglichkeit internationaler wissenschaftlicher Vernetzung: Beteiligt sind insgesamt 84 Professor*innen und Forscher*innen, die zur Karibik arbeiten und insgesamt 15 verschiedene Universitäten. Die Forscher*innen untersuchen die Verbindungen zwischen der Karibik, Europa und Lateinamerika.
In Europa: Spanien: Agencia Estatal del Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CISC), Madrid (Projektkoordination); Universidad Pablo de Olavide, Sevilla; Universidad de Sevilla; Ediciones Doce Calles, Madrid; Deutschland: Leibniz Universität Hannover; Frankreich: IHEAL-Université Sorbonne Nouvelle, Paris; Italien: Università Cattolica del Sacro Cuore, Mailand.
In Lateinamerika und der Karibik: Dominikanische Republik: Centro de Estudios Caribeño-Pontificia Universidad Católica Madre y Maestra, Santo Domingo; Kuba: Academia de la Historia de Cuba, La Habana; Costa Rica: Centro de Investigaciones Históricas de América Central (CIHAC)-Universidad de Costa Rica, San José; Kolumbien: Universidad del Norte, Barranquilla; Universidad Nacional del Magdalena, Santa Marta; Puerto Rico: Universidad del Turabo-SUAGM, Gurabo; Chile: Departamento de Literatura, Centro de Estudios Culturales Latinoamericanos (CECLA)-Universidad de Chile, Ñuñoa; Frankreich: Laboratoire Caribéen de Sciences Sociales - Université des Antilles, Martinique.
Konferenz „Dealing with Violence - Resolving Conflicts in Africa, Latin America and the Caribbean“ vom 5. bis 7. Oktober 2020 im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover
Förderung: Volkswagenstiftung, 100.000 €
Betreuerin: Prof. Dr. Christine Hatzky
weitere Projektbeteiligte: Prof. Dr. Wolfgang Gabbert, Arbeitsbereich Kulturanthropologie und Weltgesellschaft, Institut für Soziologie, Leibniz Universität Hannover und Prof. Dr. Brigitte Reinwald, Afrikanische Geschichte, Historisches Seminar, Philosophische Fakultät, Leibniz Universität Hannover