Forschungsprojekte

Memories of Atlantic Slavery. France and Spain, the French Caribbean and Cuba Compared in the Context of Global Debates about the Commemoration of Slave Trade and Slavery

In the context of the global Cultural Heritage Boom, where local, national, and global identity constructions are involved and intertwined with interests in cultural tourism, sites of memory of colonialism and slavery related with guilt are a field of social conflicts. The tensions between descendants of enslavers and enslaved, colonizers and colonized became visible in the global Black Lives Matter Movement in 2020 and found their expression in the toppling statues and monuments.

In the International Decade for People of African Descent (2015-2024) there is a debate in Europe and the former colonies in Africa and America, if, where and how slavery should be remembered, who should apologize to whom and who should indemnify whom. Societies discuss how to handle remnants of slavery, which statues (of slave traders as benefactors of port towns, for instance) should be demolished or commented, which museums and memorials have to be established or reformed. If the coming to terms with recent dictatorships does not interfere with the remembrance of colonial times (Spain, Portugal), the controversies on the colonial past play a more important role in countries with a longer colonial history and many immigrants from their former colonies (England, France, Netherlands) than in Germany. Here, the disputes had concentrated on the handling of the Nazi past and connected sites of memory until very recent times.

On the basis of the knowledge on slavery and post-emancipation, particularly on the French Caribbean island Martinique and former Spanish Cuba, the research is dedicated e the handling of historical remnants (plantations, manor houses, slave huts) and the establishment of sites of commemoration (memorials and museums) in France and Spain, the French Caribbean with focus on Martinique and Cuba in the context of global debates on this topic. The historiography focused until now mostly on the Anglophone space. The central question will be which protagonists promoted the establishment of sites of commemoration, which protagonists tried to impede them, who uses the sites how and to which purpose, or ignore them and why. This research will make visible current power relations, (social and racist) inclusions and exclusions in the society which remembers or forgets. On selected places of remembrance in Martinique and Cuba the counter-memories of descendants of the enslaved and their relation to the sites of memory shall be studied through Oral History methods. Interviews with experts and activists in the capitals and port towns of the former colonial powers France and Spain and in the Caribbean as well as documents from local archives and libraries provide further sources.

 

aktuell: Erinnerungen an die atlantische Sklaverei. Frankreich und Spanien, die französische Karibik und Kuba im Vergleich und im Kontext globaler Debatten um das Gedenken an Sklavenhandel und Sklaverei

Im Kontext des globalen Cultural Heritage Booms, bei dem sich lokale, nationale und globale Geschichtspolitik und Identitätskonstruktionen mit Interessen am Kulturtourismus kreuzen, sind Erinnerungsorte an Kolonialismus und Sklaverei, die mit historischer Schuld verbunden sind, ein Feld gesellschaftlicher Konflikte. Die Spannungen zwischen den Nachfahren von Versklavern und Versklavten, Kolonialisten und Kolonisierten wurden in der globalen Bewegung "Black Lives Matter Movement" 2020 sichtbar und fanden ihren Ausdruck im Sturz von Statuen und Monumenten. In der International Decade for People of African Descent (2015-2024) wird in Europa und den ehemaligen Kolonien in Afrika und Amerika debattiert, ob, wo und auf welche Weise an Sklaverei erinnert werden sollte; wer sich bei wem entschuldigen sollte und wer wen entschädigen sollte. Es wird diskutiert, wie mit Überresten der Sklaverei umgegangen werden soll, welche Denkmäler errichtet, welche abgerissen oder kommentiert, welche Museen etabliert oder umgestaltet werden sollen. Wenn die Aufarbeitung rezenter Diktaturen nicht die Erinnerung an die Kolonialzeit überlagert (Spanien, Portugal), spielen in europäischen Ländern mit längerer Kolonialgeschichte und vielen Einwander_innen aus ihren ehemaligen Kolonien (England, Frankreich, Niederlande), die Kontroversen um die koloniale Vergangenheit eine größere Rolle als in Deutschland. Hier konzentrierten sich die Auseinandersetzungen bis in die jüngste Vergangenheit auf den Umgang mit NS-Vergangenheit und damit verbundene Erinnerungsorte.

Auf Grundlage der Wissens über Sklaverei und Postemanzipation, besonders zur französischen Karibikinsel Martinique und zum vormals spanischen Kuba, werden der Umgang mit historischen Überresten (Plantagen/ Herrenhäusern/ Sklavenhütten) und die Einrichtung von Gedenkorten (Denkmälern und Museen) in Frankreich und Spanien, der französischen Karibik mit Fokus auf Martinique und Kuba im Kontext globaler Debatten um das Thema untersucht. Die Historiographie bezieht sich bisher meist nur auf den anglophonen Raum. Die zentrale Fragestellung wird sein, welche Akteur_innen die Errichtung von Gedenkorten vorangetrieben und welche sie behindert haben, wer diese Orte wie und zu welchem Zweck nutzt oder ignoriert und warum. Dabei werden gegenwärtige Machtverhältnisse, (soziale und rassistische) Inklusionen und Exklusionen in der Gesellschaft, die erinnert oder verdrängt, sichtbar. An ausgewählten Gedenkorten in Martinique und Kuba werden die contre-memoires der Nachfahren von Sklav_innen und ihr Verhältnis zu den Erinnerungsorten durch Oral History Methoden erforscht. Interviews mit Expert_innen und Aktivist_innen in den Haupt- und Hafenstädten der ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Spanien und in der Karibik sowie Dokumente in lokalen Archiven und Bibliotheken liefern weitere Quellen.

 

2010-2014
Handlungsstrategien ehemaliger Sklaven und Sklavinnen in Kuba und Martinique nach der Abschaffung der Sklaverei
Mit diesem Projekt soll die Periode nach der Abschaffung der Sklaverei auf den karibischen Inseln Kuba (1886) und Martinique (1848) im Hinblick auf die Transition von Sklavenarbeit zu anderen Formen von Arbeit (Zwangsarbeit, freie Lohnarbeit, share cropping), die Transformationen der Geschlechterverhältnisse im Hinblick auf neue Arbeitsteilungen, neue Formen von Paar- und Familenbeziehungen, inner- und interethnische Konflikte sowie der politische und kulturelle Widerstand der ehemaligen Sklav/innen gegen neue Unfreiheiten und Rassendiskriminierung sowie kulturelle Bevormundung durch staatliche und kirchliche Instanzen untersucht werden. Die Handlungsstrategien der ehemaligen Sklav/innen sollen unter Beachtung der Interferenzen zwischen ihrer sozialen, ethnischen und geschlechtlichen Zugehörigkeit erforscht und dabei Differenzkategorien wie Alter/ Generation, Bildung und Religion berücksichtigt werden. Das Projekt ist nicht nur vergleichend in Bezug auf die Betrachtung der französischen und spanischen Karibik angelegt, sondern wird sich auch auf die Forschungen zur britischen und dänischen Karibik sowie West- und Südafrika beziehen, die im Rahmen des u.g. Gemeinschaftsprojektes der Hannoveraner Kolleg/innen vorgenommen werden.
Das Projekt zu Martinique und Kuba ist ein Teilprojekt des von der DFG-Gemeinschaftsprojektes:
"Nach der Sklaverei - Die Karibik und Afrika im Vergleich"
(Prof. Dr. Brigitte Reinwald/ Dr. des. Steffen Runkel, Prof. Dr. Claus Füllberg-Stolberg/ Dr. des. Jan Hüsgen, PD Dr. Katja Füllberg-Stolberg, PD Dr. Ulrike Schmieder - Historisches Seminar, Prof. Dr. Jana Gohrisch -Englisches Seminar)